Critical Minerals – Engpass der Energiewende?
Der globale Umbau der Energiesysteme hin zu mehr Elektrifizierung und erneuerbaren Energien lässt die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Seltenen Erden massiv ansteigen. Doch können die globalen Lieferketten mit diesem Tempo Schritt halten?
Explodierende Nachfrage bis 2040
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte sich die Nachfrage nach Lithium bis 2040 um mehr als 400 % erhöhen – angetrieben vor allem durch die Produktion von Batterien für E-Fahrzeuge und stationäre Speicherlösungen. Auch Kobalt und Nickel sind unverzichtbar für leistungsfähige Energiespeicher. Der Boom bei Solar-, Wind- und Wasserstofftechnologien sorgt zusätzlich für steigenden Bedarf an seltenen Erden wie Neodym und Dysprosium.
Risiken in der Lieferkette
Doch das Angebot hinkt der Nachfrage hinterher. Geopolitische Spannungen, nationale Exportbeschränkungen und zunehmender Protektionismus stellen die internationale Rohstoffversorgung vor große Herausforderungen. So kontrollieren wenige Länder – wie China bei seltenen Erden oder die Demokratische Republik Kongo bei Kobalt – große Teile des globalen Angebots. Diese Konzentration erhöht die Preissensitivität und untergräbt die Versorgungssicherheit vieler Industrien.
Recycling – Hoffnung mit Hürden
Recycling gilt als vielversprechende Strategie zur Linderung von Versorgungsengpässen. Insbesondere bei Batterien schreiten Forschung und Technologieentwicklung rasant voran. Unternehmen wie Li-Cycle, Umicore oder Redwood Materials treiben neue Verfahren zur Rückgewinnung seltener Metalle voran. Doch aktuell fehlen noch Skalierung, Infrastruktur und wirtschaftliche Anreize, um Recycling als echten Ersatz für Primärförderung zu etablieren.
Was jetzt zählt: Strategien für Resilienz
Industrieunternehmen und Staaten stehen vor der Aufgabe, ihre Beschaffungsstrategien zu diversifizieren. Das bedeutet: neue Bezugsquellen in rohstoffreichen Regionen erschließen, strategische Lagerhaltung ausbauen, Lieferketten regionalisieren und Partnerschaften mit Produzenten sichern. Die EU etwa hat mit dem Critical Raw Materials Act erste Rahmenbedingungen für mehr Rohstoffsouveränität geschaffen.
Fazit:
Kritische Rohstoffe sind nicht nur zentraler Hebel für die Energiewende, sondern auch potenzielle Achillesferse der Transformation. Unternehmen müssen jetzt handeln, um langfristige Resilienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Quellen und weiterführende Informationen:
– IEA Critical Minerals Outlook 2024
– EU Critical Raw Materials Act
– Benchmark Mineral Intelligence